Für einen neuen Anfang – Beginning Anew

par Thich Nhat HanhJune 25, 2022

Mit großer Verehrung wenden wir uns

an Shakyamuni Buddha, der das Leiden besiegt hat.

Wir haben lange Zeit in Unachtsamkeit gelebt,

denn wir hatten nicht die Möglichkeit, dem Dharma zu begegnen.

Wir haben uns unser Leiden selber geschaffen.

Wir sind sehr lange durch unsere falschen Wahrnehmungen 

geblendet worden.

Im Garten unseres Herzens sind Gier, Hass und Stolz ausgesät.

Die Samen des Tötens, des Stehlens, des sexuellen Fehlverhaltens 

und des Lügens liegen in uns.

Täglich richten unsere Taten und Worte Schaden an.

All diese falschen Handlungen sind Hindernisse für unseren 

inneren Frieden und unsere Freude.

Lasst uns neu beginnen.

(Glocke)

Wir sind oft gedankenlos

und schweifen ab vom Weg der Achtsamkeit.

Aufgrund falscher Wahrnehmungen

häufen wir Leiden, Sorgen und Ängste in uns an.

Wir sind des Lebens müde geworden.

Weil wir andere nicht verstehen,

pflegen wir Groll gegen sie.

Zuerst versuchen wir zu überzeugen,

dann beschuldigen wir.

Jeden Tag mehren wir das Leiden

und vertiefen den Graben.

Es gibt Tage, da wollen wir nicht miteinander sprechen

und sind nicht bereit, uns gegenseitig anzusehen;

so schaffen wir uns unsere inneren Fesseln.

Jetzt wenden wir uns den Drei Juwelen zu.

Wir gestehen aufrichtig unsere Fehler ein

und verbeugen uns tief.

(Glocke)

Wir wissen es wohl, dass in unserem Bewusstsein

alle guten Samen liegen –

Samen der Liebe und des Verstehens

und Samen der Ruhe und Freude.

Doch wenn wir sie nicht zu bewässern wissen

und sie immer von Kummer erdrücken lassen,

wie können sie dann frisch und grün hervorsprießen?

Sobald wir einem fernen Glück nachjagen,

wird das Leben nichts als ein Schatten der Wirklichkeit.

Unsere Gedanken sind immer mit der Vergangenheit beschäftigt

oder sorgen sich um dieses und jenes in der Zukunft.

Wir können unseren Ärger nicht loslassen

und sehnen uns nach dem, was wir gerne unvergänglich haben möchten;

auf diese Weise treten wir das Glück mit Füßen.

So folgt ein Monat auf den anderen,

und wir versinken in Traurigkeit.

Daher wollen wir jetzt unsere Fehler erkennen

und einen neuen Anfang machen –

einen Anfang so wohltuend wie ein erfrischender Windhauch.

(Glocke)

Von ganzem Herzen nehmen wir Zuflucht;

von ganzem Herzen wenden wir uns

an die Buddhas in zehn Richtungen,

an alle Bodhisattvas, alle edlen Schüler

und alle Buddhas aus eigener Kraft.

Aufrichtig erkennen wir unsere Fehler

und unsere Irrtümer durch falsches Urteilen.

Bitte spendet uns den Trost klaren Wassers,

dass es sich über die Wurzeln unserer Sorgen ergieße.

Bitte bringt uns das Floß der wahren Lehren,

dass es uns über das Meer der Traurigkeit trage.

Wir geloben ein erwachtes Leben zu führen,

den Weg des wahren Glücks zu erlernen

und Lächeln und bewußtes Atmen zu üben.

Gewissenhaft wollen wir in Achtsamkeit leben.

(Glocke)

Wir kehren zurück zu einem Leben in der wundervollen Gegenwart,

wir pflanzen in den Garten unseres Herzens wieder gute Samen,

und wir bereiten den Boden für Verstehen und Liebe.

Wir folgen dem Weg der Achtsamkeit

und der Übung tiefen Schauens und Verstehens,

um die Natur von allem, was ist, zu erkennen

und uns so von den Fesseln von Geburt und Tod zu befreien.

Wir wollen lernen, mit Liebe zu sprechen, gütig zu sein

und für andere zu sorgen, ob es nun früh am Morgen ist oder spät

am Nachmittag.

Wir wollen lernen, die Wurzeln der Freude

an viele Orte zu bringen

und Menschen zu helfen, ihren Kummer hinter sich zu lassen.

Wir wollen lernen, mit tiefer Dankbarkeit

auf die Güte unserer Eltern, Lehrer und Freunde zu antworten.

(Glocke)

Wir bitten den Herrn des Mitgefühls,

auf dem wundervollen Pfad der Übung unser Beschützer zu sein.

Wir geloben, alle Aspekte des Pfades mit Entschlossenheit zu üben,

so dass unsere Praxis Früchte tragen möge.


(zwei Glockenschläge)