Uns Verbeugen
Jedem, der nach Plum Village kommt, wird schnell auffallen, dass wir uns sehr häufig mit zusammengelegten Handflächen verbeugen: Wenn wir jemanden grüßen, die Meditationshalle betreten, vor dem Hinsetzen, vor dem Empfang eines Tabletts, vor dem Servieren bei Mahlzeiten und bei vielen anderen Gelegenheiten.
All dies ist keine bloße Form der Höflichkeit. Zuerst einmal machen wir uns mit dieser Geste wirklich präsent, sie erhöht unsere Konzentration: Wir wissen, dass wir in diesem Moment in die ruhige Meditationshalle eintreten und können uns auf die friedliche Energie einlassen. Wir wissen, dass wir uns jetzt Essen servieren und können Dankbarkeit entwickeln. Wir halten an und wissen, dass wir einem Bruder oder einer Schwester begegnen und wünschen ihr aus ganzem Herzen einen guten Morgen.
Wir können das Gatha sprechen:
Einen Lotus für dich, werdender Buddha.
Die zusammengelegten Hände symbolisieren einen Lotus oder eine andere Blume, die wir dem anderen in diesem Moment schenken möchten.
Manchmal, wenn wir eine tiefe Verbindung spüren mit dem, was uns umgibt, mag das eine Blume sein, ein Sonnenuntergang, ein Baum, die kühlen Regentropfen oder etwas anderes, dann können wir uns auf gleiche Weise verbeugen, um unserer Dankbarkeit und Ehrfurcht vor den Wundern des Lebens Ausdruck zu verleihen.
Am Ende aller Aktivitäten in der Meditationshalle verbeugen wir uns zum Altar, zur Buddha-Statue. Der Buddha steht hier als Symbol für die Fähigkeit, ein erwachtes Leben zu leben, für Liebe, Mitgefühl, Freude und Gleichmut. Alle diese Qualitäten sind auch in uns selbst sowie in jedem anderen Menschen. Wir erinnern und verbinden uns mit diesen Qualitäten. Wir verbeugen uns vor uns selbst und respektieren uns selbst
In der gleichen Weise berühren wir während einiger Morgen- und Abendrezitationen die Erde, wenn Namen von Buddhas und Bodhisattvas (erwachten Wesen) rezitiert und deren Qualitäten genannt werden. Wir nähren und berühren in dem Moment diese Qualitäten in uns.
Wenn diese Geste des Verbeugens noch zu ungewohnt ist, kann sich jeder frei fühlen, sich auch nicht zu verbeugen. Thay, unser Lehrer, sagt häufig:
„Sich zu verbeugen oder nicht zu verbeugen, das ist nicht die Frage – achtsam zu sein, darum dreht es sich.“